Seit dem 23. Mai 2025 ist in 396 Kommunen in Nordrhein-Westfalen auf 454 Großflächen eine landesweite Plakataktion zur Stärkung des Selbstschutzes und des Ehrenamtes gestartet. Sie ist Teil der Kampagne „Bereit wie nie“, mit der das Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit den sieben im Katastrophenschutz NRW tätigen Organisationen (Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst, Technisches Hilfswerk und Verband der Feuerwehren NRW e.V.) die Bevölkerung Nordrhein-Westfalens zu Selbstschutzmaßnahmen in verschiedenen Katastrophenlagen informiert.
„In Nordrhein-Westfalen haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und in den letzten Jahren viel für den Katastrophenschutz auf den Weg gebracht. Aber zur Wahrheit gehört auch: Dass Unwetter, Hochwasser, Feuer oder andere Extremereignisse bedrohlich werden können, ist nicht in jedem Fall vermeidbar. Bis Rettungskräfte Betroffenen helfen, kann deshalb Wissen zum Selbstschutz sogar Leben retten. Mit dieser Kampagne werden wir dazu beitragen, dass die Menschen bestmöglich reagieren können, wenn es gefährlich wird,“ sagt Innenminister Herbert Reul.
Die besten Tipps haben natürlich immer die Profis. Auf den Plakaten kommen deshalb Ehrenamtliche zu Wort, denen die Bürgerinnen und Bürger auch vor Ort im Einsatz begegnen können. Insgesamt vierzehn aktive Ehrenamtliche aus den verschiedenen Organisationen im Katastrophenschutz zeigen als Kampagnengesichter auf Großflächen, auf Social Media und weiteren Informationskanälen ab diesem Jahr Flagge für Selbstbefähigung und Katastrophenschutz - darunter auch die der 20-jährige Abdullah Mohammad, Katastrophenschützer des Malteser Hilfsdienstes in Siegburg.
Abdullah Mohammad, 20 Jahre, Malteser, Langenfeld
Schon früh die Freude am Helfen entdeckt. Abdullah Mohammad engagiert sich seit der Schulzeit bei den Maltesern.
„Jeder, vor allem wir junge Menschen, sollte Erste Hilfe erlernt haben. Auch wenn es nur die Seitenlage ist, viele trauen sich nicht. Aber ich sage immer: Ihr könnt nichts falsch machen.“
„Mich fasziniert die Arbeit mit den Menschen. Es gibt mir ein gutes Gefühl, jemandem zu helfen. Der eine reist gern, der andere joggt gern, ich mache halt das gern.“ Wer mit Abdullah Mohammad ins Gespräch kommt, der merkt schnell: Der junge Mann aus Langenfeld brennt für seine Sache. Er ist Malteser und das mit großer Leidenschaft. Diese Leidenschaft ist nichts, was ihn hektisch werden lässt. Im Gegenteil. Der 20-Jährige strahlt eine Ruhe aus, von der sich nicht nur Gleichaltrige und ältere Menschen eine Scheibe abschneiden könnten. Eine Ruhe und Gelassenheit, die ihn für die Aufgabe, die er sich ausgesucht hat, zu einer idealen Besetzung machen. Als Katastrophenschützer ist er Ersthelfer und Betreuer für Menschen in schwierigen Situationen. Und nicht nur das: Er ist auch eines von 14 neuen Kampagnengesichtern, die aus den sieben Organisationen des Katastrophenschutzes NRW stammen und ab sofort in ganz NRW zu sehen sind. Sie geben nicht nur dem Katastrophenschutz ein authentisches Gesicht, sondern sind zugleich Botschafterinnen und Botschafter der neuen Kampagne, für die am 19. September 2024 der Startschuss gefallen ist.
Mit seiner Geschichte ist Abdullah Mohammad ein Vorbild für viele andere. Schon früh sind die Kontakte zu den Maltesern entstanden – nämlich in der Schule. „Der Schulsanitätsdienst war meine zweite AG-Wahl. Seit 2017 bin ich dabei“, erklärt der Abiturient. Sein Weg in die Organisation war also einer der klassischen Werdegänge. Denn Kinder und Jugendliche können sich in der Malteser Jugend, der Gemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen innerhalb des Malteser Hilfsdienstes, engagieren.
So auch Abdullah Mohammad. „Nach dem Schulsanitätsdienst kam die Anfrage, ob ich mehr machen wollte: Ausbildungen, um sich für den Einsatz zu qualifizieren. Auch im Katastrophenschutz. Das habe ich gemacht.“ Nach einem umfangreichen Sommercamp war er fit und vorbereitet; seit 2020 ist er Katastrophenschützer in Langenfeld. „Bei uns nennt sich das Stadtalarm: Wenn in Langenfeld oder Leverkusen etwas passiert, wenn beispielsweise Evakuierungen nach dem Fund einer Bombe stattfinden und Menschen in Turnhallen untergebracht werden müssen oder Ukraine-Flüchtlinge ankommen, dann sind wir im Einsatz oder in der Bereitschaft, dann klingelt das Telefon und ich fahre zum Einsatz.“ Sein bislang größter Einsatz? „Das war der 11. November.“ Karnevalsauftakt im Rheinland, das ist schließlich immer ein besonderer Tag – und ein langer noch dazu mit Einsatzzeiten von 5 bis 22 Uhr. Das aber ist eher die Ausnahme. Vielmehr ist er regelmäßig bei Stadt-, Kinder- und Familienfesten oder bei der Kirmes im Einsatz. Gerade in der ersten Jahreshälfte stehen viele Sanitätsdienste auf dem Programm. Er kann aber auch Verpflegungsdienste übernehmen oder dafür sorgen, dass die Technik funktioniert.
Der Einsatz für andere, das ist für den jungen Deutschen mit pakistanischen Wurzeln eine Herzensangelegenheit. Dass er noch dazu als gewählter Vertreter im Jugendparlament von Monheim sitzt und sich für die Wünsche und Nöte von Kindern und Jugendlichen einsetzt, passt ebenso ins Bild wie sein Engagement beim Netzwerk „Mobile Retter“, das er zusätzlich ehrenamtlich zum Katastrophenschutz-Einsatz leistet. „Wenn man eine medizinische Qualifikation hat, kann man sich in diesem Netzwerk registrieren und kann von der Leitstelle zusätzlich zu Hilfe gerufen werden, wenn man als engagierter Ersthelfer schneller als ein Rettungswagen bei einem Hilfebedürftigen sein kann“, erklärt er.
Sein Umfeld reagiert durchweg positiv auf sein Engagement. „Meine Familie und meine Freunde finden es toll, manchmal sagen sie aber auch: Dafür bekommst du ja gar kein Geld.“ Aber darum geht es dem 20-Jährigen auch nicht. „Ich möchte lieber etwas machen, als zu Hause auf der Couch zu sitzen. Ich bin ein Mensch, der seine Zeit nicht verschwenden, sondern sinnvoll nutzen möchte.“
Und warum sollten sich junge Menschen im Katastrophenschutz engagieren? Dazu hat er eine klare Meinung: „Jeder von uns kann mal Hilfe benötigen. Es gibt den Fachkräftemangel, es wird immer jemand gebraucht, der mit anpacken kann, sei es als Sanitäter, in der Technik, der Logistik – allein bei den Maltesern habe ich Stärken und Schwächen für das weitere Berufsleben kennengelernt, neue Erfahrungen gesammelt. Wenn man später auch sozial arbeiten möchte, könnte man auch das als ersten Schritt sehen, um zu erfahren, gefällt mir das?“
Er studiert aktuell Cyber Security Management an der Hochschule Niederrhein und ist den Maltesern weiterhin verbunden. „Ich möchte zunächst den Rettungshelfer machen. Das heißt, dann dürfte ich beispielsweise an der Seite eines Rettungssanitäters als Fahrer in einem Krankenwagen Patienten von Krankenhaus eins zu Krankenhaus zwei fahren. Ich möchte mich weiterbilden, dabeibleiben und mein Wissen weitergeben.“ Denn gerade in der heutigen Zeit ist das Wissen darum, wie man sich selbst in Gefahrensituationen helfen kann, immer wichtiger. „Ich finde, jeder, vor allem wir junge Menschen, sollte Erste Hilfe erlernt haben. Auch wenn es nur die stabile Seitenlage ist: Viele trauen sich nicht. Aber ich sage immer: Ihr könnt nichts falsch machen. Notruf absetzen, solange der Rettungswagen noch nicht da ist, schauen, atmet der Patient? Sonst Herzdruckmassage machen.“ Erklärt Mohammad in seiner ganz eigenen, ruhigen Art.